"Hast du es denn gemacht?"
Ja, aber nicht so, wie Du es vermutest bzw. verstanden hast oder wie es eventuell meiner Äußerung – fälschlicherweise - zu entnehmen gewesen sein mag.
Kumulativ (nicht alternativ) waren „nicht mehr erreicht oder zumindest nach oben hin temporär überkompensiert“ gemeint mit der Quintessenz, dass ein Long Einstieg zwischen 8 und 9 Uhr auf dem diesbezüglichen Low im Laufe des späteren Tagesverlaufs statistisch gesehen in der Vergangenheit eine extreme hohe Wahrscheinlichkeit dafür geboten hat, mit (Achtung:) weitem SL die Position ins Plus zu bringen.
En Detail (zum Verständnis):
Habe seit Februar 2010 ein separates Trading Konto angelegt, auf welchem ich Intraday ausschließlich Long Positionen zwischen 8 und 9 Uhr (mit unterschiedlichen Hebeln) eröffnet und für den restlichen Tagesverlauf mit einem relativen weiten SL (= von mir in Rechnung gestellter Trading-Range) versehen habe.
Dabei versucht, den Fokus darauf zu legen, das Low zwischen zwischen 8 und 9 Uhr zu erwischen (gelingt mir übrigens wesentlich besser, als das spätere Tageslow ausfindig zu machen).
Grund hierfür: Es hat sich für mich in der Vergangenheit (seit Feb. 2010) aus den verschiedensten Gründen (s.u.) als sehr guter Ausgangspunkt für Intraday- Longspekulationen bewährt.
Falls (!) perfekt gelungen und – bei Handel mit höherem Hebel – bereits hier (zwischen 8 und 9 Uhr) eine größere Differenz zum High erzielt, dann – je nach Lust und Laune - bereits an dieser Stelle den Gewinn mitgenommen und Ende (für diesen Tag).
Im Übrigen (= keine Gewinnmitnahme bis 9 Uhr erfolgt):
Solange der SL im Tagesverlauf nicht greift, gibt es Intraday auch keinen Ausstieg im Minus. Falls Position aber gegen Börsenschluss immer noch im Minus (ohne den SL zu reißen), wurde sie von (absoluten) Ausnahmefällen abgesehen einfach über Nacht gehalten (= bewusstes Begehen einer, ggf. auch mehrerer „Todsünden“).
Ausstieg: Wenn Position im Plus, Benachrichtigung erhalten und dann fast ausnahmslos (nach kurzem Blick auf Kurse und Marktteilnehmer) rein intuitiv (mit der Tendenz, Gewinne laufen zu lassen) entschieden. Also nur sehr selten ein vorher festgelegter TP (wie auch, da mich technische Signale etc. nicht wirklich kümmern).
Gründe für eine derartige (regelwidrige) Vorgehensweise:
1) Berufsbedingter Natur ( gehöre zu denen, die - freiwillig - 12 Stunden am Tag arbeiten)
2) Weder Zeit noch Lust, mir tagsüber ständig Gedanken darüber zu machen, ob jetzt Intraday Einstieg sinnvoll oder nicht. Denn je länger man am Tag auf die Kurse starrt und (geistig-emotional) den (vermeintlich irrationalen) Schwankungen der Tageskurve ausgesetzt ist, desto "vernagelter" wird man. Man versucht Intraday "Fehler" durch weitere Einsätze auszugleichen und ehe man sich´s versieht, ist man dermaßen durchgeschüttelt worden, dass man am Ende nicht mehr weiß, ob man Männlein oder Weiblein ist (vom desaströsen Kontoauszug ganz zu schweigen).
Typisches Tagesfazit eines dermaßen durch den Mixer gedrehten Traders: „Der Markt ist verrückt geworden“.
Meine Meinung: Wer glaubt denn ernsthaft, dem Verlauf der Tages-Fieberkurve grundsätzlich einen tieferen Sinn beilegen zu müssen?
Klar, es wird immer wieder versucht (Nachrichtenlage, Fundamentals, technische Signale etc. pp). Und wenn der Markt sich danach nicht richtet, ist er „verrückt“ geworden?
M.E. zu hohe Ansprüche, die man hier an die Tages(!)börse stellt.
3) Ausschließlich Long Positionen deshalb, da ich bei Einsatz eines relativ weiten SL (um die üblichen Tagesschwankungen ignorieren zu können und die Chancen auf das Überstehen einer eventuellen Overnight-Position zu vergrößern) den Blick auf den übergeordneten Trend natürlich nicht ignorieren kann. Und dieser war nun mal eben – angesichts der geöffneten Geldschleusen – bullish (- nur eben nicht dergestalt bullish, dass ich hierfür im Feb. 2010 noch bereit gewesen wäre, eine mittelfristige Long Spekulation mit hohem Volumen auf breiter Front zu starten, da für mich das bestmögliche CRV angesichts der bereits exorbitanten Kurssteigerungen hierfür einfach nicht mehr gegeben war – also die diesbezügliche Chance von mir im wahrsten Sinne des Wortes „verpennt“ wurde).
Deshalb quasi die Eröffnung einer zweiten Chance. Denn Traden (im Tagesgeschäft) brauche ich nur, was ich aktuell sehe und nicht, was ich für richtig oder falsch halte bzw. für die Zukunft in Rechnung stelle, sodass ich mir hierüber auch keine (bzw. kaum) Gedanken machen muss. Hier zählt – völlig wertfrei - nur der aktuelle Trend.
4) Der Ausstieg fällt mir generell leichter als die Entscheidung über den Einstieg. Habe ich daher Intraday mein Einstiegsfenster auf quasi 1 Stunde (zwischen 8 und 9 Uhr) reduziert und gibt es für mich keinen Ausstieg im Minus (außer per SL, s.o.), so fördert dies insgesamt meine Entscheidungsfreude und garantiert mir ein Mindestmaß an (emotionaler) Unabhängigkeit gegenüber der späteren Tagebörse. Außerdem bin ich morgens – nach eigener Einschätzung ;-) – sowohl geistig als auch körperlich noch „frisch“, glaube also, zu diesem Zeitpunkt Entscheidungen noch am besten treffen zu können, was aber naturgemäß im Laufe des Tages rapide nachlassen oder von diversen Launen jeglicher Art überlagert werden kann.
5) Weder mit Handelssystemen, noch mit sonstigen technischen Signalen habe ich irgendetwas am Hut. Werfe zwar gelegentlich mal einen Blick darauf, würde aber niemals meine Entscheidung von ihnen abhängig machen.
Stattdessen beobachte ich primär den (übrigen) Markt und seine Teilnehmer und versuche im Kurzfristbereich die nach meiner Meinung (!) größten Fehler anderer Trader zu vermeiden. Und genau hier beobachte ich seit Jahrzehnten (und vor allem in den letzten Jahren verstärkt), dass die Emittenten sich eine goldene Nase einzig und allein damit verdienen, dass sie mit der Angst vieler Trader spielen und sie (vorsätzlich!!!) am Nasenring durch die Tagesarena schleifen.
Je höher der Hebel, je enger der SL, je mehr Bewegung in den Kursen, desto besser für die Emittenten. Die Sicherheit, die hier ein enger SL verspricht, ist m.E. trügerisch und bringt vielen Tradern (in Wahrheit) rein gar nichts, da er sie nur zum bekannten „Hin- und Her macht Taschen leer“ verleitet. Bestes Beispiel sind die (unzähligen) Trader, welche es bei einer Tages-Range von z.B. nur 80 Dax-Punkten doch tatsächlich mittels unzähliger Positionen geschafft haben, einen exorbitante Tagesverlust (im Rahmen eine Seitwärtsmarktes!) zu generieren. Nachvollziehbar (s.o.), aber m.E. vermeidbar. Bevorzuge daher auch im Tagesgeschäft eher eine „ruhige Hand“.
6) Ganz ehrlich: Wenn mal eine Position in der Vergangenheit ,,flöten“ gegangen ist, hat mich dies (schon aufgrund der geringen Positionsgröße) überhaupt nicht gekratzt. Im Gegenteil. Das, was in der Vergangenheit (seit Feb. 2010) runtergekommen ist, ist auch wieder hochgekommen (dem übergeordneten Trend sei Dank), sodass diesbezüglich meine Entscheidung, in dieser Phase bei Long-Positionen auf einen weiten SL zu setzen (und Overnight- Positionen zu riskieren), ihr Rechtfertigung schlichtweg im Resultat gefunden hat.
7) Es macht einfach Spaß (und hat bislang noch kein Geld gekostet).
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Im Übrigen: Ich bin mir durchaus darüber im Klaren, dass das Funktionieren o.g. Vorgehensweise weniger mit meiner Person zu tun hat, als mit der bisherigen – nahezu unglaublichen - Verlässlichkeit des diese begleitenden Trends.
Insofern mit Sicherheit kein Standardrezept und auch mit Vorsicht zu genießen.
Aber solange es funktioniert, warum nicht? , wobei ich allerdings denke, dass so langsam die Luft diesbezüglich merklich dünner wird, denn ohne (auch weiterhin) verlässlichen Trend, geht man mit solch einer Methode unweigerlich den Bach runter.