Branchenanalyse
Kurssprung für Aktien von GoldproduzentenDruckenVersendenVorherige Seite Gold glänzt mit hohen Preisen
03. Januar 2008 Mit Kurssprüngen von bis zu 10 Prozent haben die Aktien von Goldminengesellschaften auf die stark gestiegenen Goldpreise reagiert. Besonders kräftig waren die Wertzuwächse bei den Titeln der in Australien gehandelten Newcrest. Auch im langfristigen Vergleich haben Goldminenaktien den Anlegern viel Freude bereitet. Der Wert der im FTSE-Goldindex vertretenen Titel hat sich in den vergangenen sechs Jahren mehr als verdreifacht und ist damit stärker als der Goldpreis gestiegen.
Dennoch ist die Auswahl aussichtsreicher Aktien schwierig. Denn einige Produzenten stoßen an ihre Grenzen trotz des hohen Preises für Gold, der zum Jahresauftakt erstmals seit 28 Jahren über 850 Dollar je Feinunze stieg und damit ein Rekordhoch erreichte. Die Schwierigkeiten sind bei den südafrikanischen Gesellschaften am deutlichsten zu erkennen. Die Vorkommen des bislang wichtigsten Förderlandes der Welt sind zu großen Teilen erschöpft. Die Bergleute müssen inzwischen bis zu vier Kilometer in die Tiefe graben, um neue Goldadern zu finden, die dann obendrein weniger ergiebig sind, als die schon ausgebeuteten Vorkommen.
Steigende Kosten beschränken die Attraktivität von Minenwerten
Außerdem ist in derartig tiefen Lagen das Gestein erhitzt und muss gekühlt werden. Kurzum, die Förderung wird immer teurer, zumal die Kosten für Energie und Stahl gestiegen sind. Steigerungsraten der jährlichen Kosten von mehr als 15 Prozent sind keine Seltenheit. "Beim Einkauf von Dienstleistungen und Ausrüstung müssen die Goldproduzenten zudem mit anderen Minengesellschaften konkurrieren, die neue Vorkommen an Kupfer, Erz oder Uran erschließen wollen", erläutert Manuel Tenekedshijew Fondsmanager bei der DWS.
Ein weiterer Faktor, der die Kursentwicklung einiger Goldaktien bremst ist der in schlechteren Zeiten begonnene Vorabverkauf auf Termin. Zu Beginn dieses Jahrzehnts war Gold noch ein Ladenhüter. Weil unter anderem viele westliche Notenbanken ihre Goldreserven reduzierten, fiel der Preis zeitweise auf rund 250 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm). Dem hartnäckigen Preisverfall begegneten die Fördergesellschaften mit Sicherungsgeschäften. Sie verkauften ihr Gold zu einem kostendeckenden Preis, bevor sie es aus der Erde holten. Diese Derivate sicherten die Existenz, liegen heute aber, da der Goldpreis steigt, wie ein Mühlstein in den Bilanzen. Manche Gesellschaften haben ein bis eineinhalb Jahresproduktionen auf Termin verkauft und profitieren von den jüngsten Zuwächsen des Goldpreise nur zum Teil. Bei Anglo Gold Ashanti haben die Derivate einen belastenden Wert von mehr als 3 Milliarden Dollar.
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Aktien sind vergleichsweise hoch bewertet
Nach und nach laufen die Sicherungsgeschäfte allerdings aus und einige Gesellschaften bauen die Sicherungspositionen auch aktiv ab. Doch das dauert und kostet Geld. Dennoch werden für Goldminenaktien derzeit Preise gezahlt, die dem zwanzig bis vierzigfachen eines Jahresgewinns entsprechen. Im Vergleich zum jährlichen Mittelzufluss (cash flow) lägen die Kurse beim Zehn- bis Fünfundzwanzigfachen, berichtet Tenekedshijew. Hoch bezahlt würden Gesellschaften wie zum Beispiel Kinross, deren Wachstumsaussichten gut seien. Besonders hohe Wachstumsraten von jährlich nahezu 20 Prozent werden auch Goldcorp zugetraut.
Ohnehin verlieren die Schwierigkeiten mit den Kosten immer mehr an Gewicht, je weiter der Goldpreis steigt. Selbst Gesellschaften mit relativ hohen Kostenbelastungen wie Harmony oder Branchenführer Barrick wirtschaften bei Preisen oberhalb von 600 Dollar je Feinunze profitabel. Die operativen Margen sind also derzeit glänzend. Und auch die Reserven der großen Fördergesellschaften reichen noch für einige Zeit, im Durchschnitt für zwölf Jahre.
Die Hoffnung auf weitere Kursgewinne könnten eine Verschärfung der Finanzkrise, ein Preisverfall und ein schwacher Dollar beflügeln. "Es gibt aber auch Aussicht auf eine weitere Konzentration in der Branche", sagt Bernd Schröder, Fondsmanager bei Union Investment. Die Minengesellschaften erschließen neue Vorkommen zum Beispiel in China, Russland, Kongo, Australien und Laos. Die dafür erforderlichen Investitionen sind für große Gesellschaften leichter zu finanzieren. Objekt von Übernahmespekulationen war im vergangenen Jahr Gold Fields. Im Jahr 2005 hatte Harmony schon einmal versucht, den Konkurrenten zu erwerben.
Text: F.A.Z., 04.01.2008, Nr. 3 / Seite 21
Bildmaterial: AFP, FAZ.NET, REUTERS