Netflix: Massives Abonnentenwachstum – darum crasht die Aktie trotzdem
Hollywood streikt. Aber Netflix konnte mit seinem Ergebnisbericht punkten. Anleger schicken die Aktie nachbörslich trotzdem auf Talfahrt. Warum?
Netflix hat nach neuen Wegen gesucht, um Geld zu verdienen. Die Streaming-Konkurrenz nimmt weiter zu und das Unternehmen nährt sich der Marktsättigung in den Vereinigten Staaten. Im Vorfeld des Ergebnisberichts waren Anleger demzufolge gespannt, inwieweit Netflix‘ Strategie gegen das Teilen von Passwörtern das Abonnentenwachstum ankurbeln würde.
Die Zahlen haben nicht enttäuscht: Netflix konnte im zweiten Quartal 5,9 Millionen neue Abonnenten gewinnen – nur ein Jahr nachdem das Unternehmen fast eine Million Abonnenten verloren hatte. Die Wall Street hatte nur mit 1,9 Millionen gerechnet.
Netflix hat inzwischen 238 Millionen Abonnenten weltweit und geht davon aus, auch weiterhin von dieser Maßnahme zur Freigabe von Passwörtern zu profitieren. Im Zuge der Earnings hieß es, dass "die Anmeldungen bereits die Kündigungen übersteigen" und dass das Unternehmen die Passwortpolitik jetzt weltweit umsetzt.
Auch beim freien Cashflow kann der Streaminganbieter punkten und hat diesen um 1,5 Milliarden US-Dollar auf etwa fünf Milliarden US-Dollar für das Jahr erhöht. Das Unternehmen begründete dies mit "geringeren Ausgaben für Inhalte" angesichts der Streiks von Autoren und Schauspielern.
Den Umsatz hat Netflix aber knapp verfehlt. So kletterten die Erlöse im Vergleich zum Vorjahr zwar um 2,7 Prozent auf 8,2 Milliarden US-Dollar. Analysten hatten aber mit 8,3 Milliarden US-Dollar gerechnet. Das Unternehmen sagte, es erwarte eine Beschleunigung des Umsatzwachstums in der zweiten Jahreshälfte. Die Prognose lag mit 8,5 Milliarden US-Dollar ebenfalls unter der Schätzung von 8,7 Milliarden.
Das Unternehmen meldete für das zweite Quartal einen verwässerten Gewinn pro Aktie von 3,29 US-Dollar und lag damit über der Konsensprognose der Analysten von 2,86 US-Dollar.
"Die Erwartungen einiger Investoren für (das dritte Quartal) sind zu weit über das hinausgegangen, was in der Prognose des Managements als Realität erscheint", zitiert Reuters den Analysten Craig Huber von Huber Research Partners.
Anleger haben als Reaktion auf die enttäuschende Prognose die Aktie auf Talfahrt geschickt. Die Titel notieren nachbörslich um rund neun Prozent tiefer bei 435 US-Dollar.
Jeffrey Wlodarczak, Analyst der Pivotal Research Group, führt einen Teil des Aktienrückgangs nach den Ergebnissen darauf zurück, dass die Anleger verkauften, um Gewinne mitzunehmen. Die Netflix-Aktie hat in diesem Jahr 62 Prozent zugelegt, allein acht davon in diesem Monat.
Quelle: wallstreetONLINE Zentralredaktion